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Gefüge
Im Schreiben und Zeichnen eröffne ich mir persönliche Zugänge zu Begriffen des Organisationskonstrukts. Zeichnen und Schreiben sind Möglichkeiten des „Verständlich machens“ des Begreifens.
Dabei laden sich Begriffe mit persönlichen Inhalten auf, verdichten sich zu Zeichen und
Symbolen, die sich im weiteren Verlauf des künstlerischen Prozesses miteinander verknüpfen,
wie hier am Beispiel der Begriffe „Weg“ und „Inhalt“ dargestellt:
Ich beobachte sammelnde Menschen, die Dinge ertasten, auflesen und die Inhalte ihrer Taschen nahezu zu Lebensinhalten machen. Der Weg, das Unterwegssein füllt sich durch die Handlung des Aufhebens mit neuer Bedeutung, das Ziel verliert sich aus den Augen, ändert sich. Ansammlungen am Wegesrand bergen wichtige Informationen, die den, der sie erkennt bemächtigen... Handlungen vernetzen sich in alle Richtungen, wuchern aus.
Das Zusammenspiel von Text und Bild spielt methodisch eine wichtige Rolle in meiner Arbeit. Ich beabsichtige keine wechselseitige Illustration oder Erklärung, sondern einen Dialog, eine Konfrontation, ein Wechselspiel zwischen den Medien.
Die Arbeit „Gefüge“ ist sowohl eine Wandinstallation, bestehend aus Zeichnungen und Texten, als auch ein Künstlerbuch. Texte und Zeichnungen entstanden von 2013 bis 2015.
Körperformen Angeführt von Henkeln. Ineinander gegriffen, so kommt es uns vor. Trocken die Münder. Abseits der Schultern, beidseitig, hängen Arme, münden in Greifsystemen, Fingerhaken der Hand. Körperform wird zum Ausdruck von Inhalten, seitlich quillt über der tatsächliche Bedarf. Jeder trägt davon, was er besitzt. Selbstamphoren auf Beinen im Galopp. Alles existiert durch seine Form, hängt am Schleudergriff und läuft aus. Keine Hand frei für Wiederworte, Eingesammeltes der Gestalt, schleppt durch den Tag.
Zeitgleich. Flüssigkeiten rinnen oder sickern geschweige in den Grund bilden Kerben Mulden zu Tiefen und Tälern. Die Bäume tragen das Firmament Arme tasten im Gelände selbständig umher, verabreden sich zu Übereinkünften und schichten unzählige Möglichkeiten zum Grübeln auf. Vorankommen in Gezeiten, Zweige und Grund Fortkommen kaum sichtbar. Taub vom Kreisen stumm vom Tasten. Finger wollen reiben den ganzen Tag kämmen Haare in die Länge, zwirnen und legen aus.
Quasi Grün
Details zu meiner Arbeit am Beispiel von „Quasi Grün“
Quasi Grün „Quasi Grün" ist eine künstlerische Arbeit zu Gestaltungskonzepten städtischer Grünflächen und Parks und Verhaltensweisen von Parkbesuchern.
Ich fotografiere Gestaltungselemente wie Findlinge, Wege, als auch Landschaftsausschnitte und beobachte einzelne Besucher und Besuchergruppen. Aus dem gesammelten Material entstand ein Künstlerbuch mit Fotografien und Texten.
Im Vorfeld der Idee Das Verhältnis von Handlung und Raum, "Einrichtung" und "Gestaltung" im Innen und Außenbereich sind zentrale Themen meiner künstlerischen Arbeit. Beispielsweise das Wirken von vorgegebenen Einrichtungsmustern (Alltagskultur) auf unseren Wohngeschmack, Konzepte von Ordnung und Alltagsorganisation (und Abstraktion) und das Wechselspiel von öffentlichem und privatem Raum bestimmen mein Interesse. Meist suche ich nach formalen Übereinstimmungen im Außen und Innenraum. Dabei sortiere/ bestimme ich zunächst Elemente nach ihren unterschiedlichen Funktionen wie:
- Orientierung und Richtungsfunktion (Wege)
- Behälterfunktion (Häuser,Schränke)
- Markierungsfunktion (Stein, Pflanze, Schild, Verkehrsinsel)
- Stimulationsfunktion (Schmetterling, Blume, Berg, Sonne, Bild) und setzte diese neu zusammen.
Text Ich verwende verschiedene Medien wie Installation, Bild und Text, wobei der Text immer Ausgangs und Arbeitsmaterial ist. Schreiben hilft mir zu fokussieren, zu analysieren. In Ausstellungen können die Text/ Bild-Arbeiten an der Wand, oder auch in Form einer Lesung bzw. eines Diavortrages präsentiert werden.
Inhaltliche Hintergründe zu „Quasi Grün“
Gestaltung und Ausstattung von Anlagen (Nutzungskonzepte) Innerhalb der Parkanlagen stößt man auf zahlreiche Ausstattungselemente, die den Besuch noch angenehmer gestalten sollen, die Orientierung erleichtern oder ein Angebot schaffen für verschiedene Aktivitäten. Diese Elemente sind Angebot und Aufforderung zugleich, und nicht selten verkleidet als natürliches "Vorkommen".(Findlinge an Wegen, Baumstammbänke). Als Präventionsarchitektur sollen sie Verschmutzung, Beschädigung oder unerwünschte Benutzung verhindern und konformes angepasstes Verhalten anregen. Anlagen mit harmlosen Blumenbeeten oder Spielplätzen, welche Eltern und Senioren anziehen, sind mitunter auch ein politisches Instrument um unerwünschte Besucher fernzuhalten. Eingebettet in "städtischer Restnatur" wirken jene rustikalen oder sachlich minimalistischen Ausstattungselemente oft grotesk, vielmehr noch wenn sie in ihrer Funktion missbraucht sind, oder ihr Planungskonzept verfehlen wie Bänke als Vandalismusopfer, Wege ergänzt durch Trampelpfade, und zufällige Steine an zufällig geschlängelten Wegen. Der Park wird zur Kulisse, angereichert mit abgenutzten Mobiliar aus dem Planungsfundus.
Die Ausstattung, Nutzer, Nutzungen und Verhaltensweisen im Park Tritt man aus dem Straßengewirr in einen Park, fühlt man sich oft wie hineingefallen in einen irrealen Ort, in eine Ruheoase. Menschen stillen ihre Bedürfnisse nach Ruhe, Erholung, Rückzug und sensorischer Stimulation. Tätigkeiten wie Spazierengehen, Essen, Lesen, Sitzen und Ausruhen, Löcher in den Himmel starren, Selbstgespräche, Kinderwagenrunden, Joggen,Vögel füttern oder Bäume betrachten und Rasen spüren, dienen dem Müßiggang und dem körperlichen Wohlbefinden. Sein Gegenüber nicht zu stören und insbesondere die Erholung der Anderen nicht zu gefährden gehört zum Parkkodex. Joggen ist Parkkonform, während hingegen ein sportlicher Wettkampf unpassend ist.
Bei meinen Besuchen in unterschiedlichen Anlagen empfand ich ein eigenartiges allgemein bedrückendes Gefühl einer Seichtheitsdichte. Ein Grundgefühl der Ereignislosigkeit, Banalität, und Langeweile stellt sich ein. Wulff Tessin beschreibt in seinem Buch" Ästhetik des Angenehmen" jene Haltung, die vielen Bedürfnissen der Besuchern zu Grunde liegt. Im Park wünscht man keine Selbstverwirklichung oder ästhetische Bildung, sondern man möchte sich lediglich wohlfühlen, dem Alltag ohne Kraftaufwand entfliehen. Das Bild eines Erholungssuchenden vor einer zerstörten Parkbank wirkt irritierend, barocke Skulpturen mit Grafitti überzogen nicht minder. Szenen zerfallen in gegensätzliche Stimmungen, gerahmt von einem irrealen Landschaftsausschnitt.
Willkommen um zu lüften, Natur als Begleitprogramm Die Natur, in der Stadt überwunden, wird in kultivierter schützenswerter Form in Grünflächen oder Parkanlagen wiedergegeben. Hinweistafeln betiteln kleinste Anlagen als "Naturschutzgebiet" Der Park wird zum friedlichen sauberen Ort, einer Landschaft wie aus der Werbung, ein kleiner leicht zugänglicher überschaubarer Ausschnitt Restnatur. Blühen und Welken in der Blumenrabatte zu Rollatoren und Buggys. Jahreszeitenwechsel der Bäume zu Endlos-Loops von Müttern mit Kinderwägen oder Joggern. Der landschaftspflegende Gärtner trägt unter großen Bäumen Laub zusammen, zuhause.
Die Gestaltung des Buches orientiert sich an Konzepten der Parkplanung, Fotos von Findlingen oder Wegen bilden den Rhythmus des Buches. (Verweilen und Spazieren innerhalb des Textes) Bild und Text dokumentieren in gegenseitiger Wechselwirkung Ausstattung und Tätigkeiten bestimmter Besuchergruppen.
Chance Sofort rannte sie darauf zu. Modellflug, von der Sesshaftigkeit zum Himmel. Die Schere der Gärtnerin schneidet Raubvogels Kopf in weine Hecke. Nachdem sie den Körper grob vollendet hat, verlässt sie den Vogel, eilt zu dem wartenden Gehilfen. Der Gehilfe stellt den Eimer mit Aquarellwasser auf den Boden und schließt sie in seine Arme. Rinnsale aus verflüssigten Landschaften. Ich will mehr sehen. Sehen aus Sichtweise der Gärtner. Sehen, wie unter meiner Hände Arbeit die Pflanze gen Himmel wächst. come on, sagen sie. Hier, Holz, Stoff, Papier und Farbe für dich.
Ausflügler Die Blumen passen in keine Vase, wie der gebrochene Arm der neuen Frau. Auch, wenn sie nichts sagt, deutet ihr Gesicht darauf hin, dass sie noch etwas zu sagen hat. Die Erde vor uns liegt blass, mit dem Auftreten einer großen Anzahl von Spinnen. Tau! Und du wartest. Atmest frische kalte Morgenluft.
An alle Haushalte
An alle Haushalte
In einem Haus eine Person mit sich beschäftigt, in einem Austausch mit den Inneren und dem Öffentlichen zugleich, gestört von dem Rauschen in Leitung und Rohr.
Die Fotos schildern den öffentlichen Raum und verbinden sich mit den schlendernden Saetzen über inneres Wahrnehmen und Wohlergehen.
Jedes Haus hat einen Baum
Jedes Haus hat einen Baum Fotos und Texte bilden Häuser eines um 1970 erichteten Wohngebietes ab, beschreiben - Rück- und Heimkehr in das Geburtshaus. Seinerzeit angepflanzte Bäume beginnen die kleinen Wohnträume mittlerweile zu überragen und erwachsen ihren Vorgärten.
Einmal wollte ich abhauen spielen, da legte ich mich unter den grossen Nadelbaum vor unserem Haus, mir wurds ganz Angst und bang, denn so ist es alleine im Wald – die Nadeln spitz und harsch sind waldig, und knistrig, wildig unterm Reh. Als sie noch klein waren, die Bäume, waren sie enorm biegsam. Jetzt stehen sie beidseitig der Strassen, als Eingangstürme. Über ihre Häuser hinaus und hinaus über die Strassen gelacht. Jedes Haus hat einen Baum. Jedes Haus hat einen Vogel. Jedes Haus hat einen Tod